Umgestaltung des vorliegenden Projekts

Nachdem das vorgelegte Neubauprojekt bei der Abstimmung keine Mehrheit fand, erlaube ich mir, als Stadtbewohner einen kreativen Lösungsvorschlag zu unterbreiten.

Den grossen Theatersaal und dessen zwangsläufig hohen Bühnenturm kann man um 180° drehen, und an die Theaterstrasse schieben. So würde dieser hohe Gebäudeteil die Jesuitenkirche nicht mehr stören. Der alte Theaterbau käme weg – wie das mehrere vorne rangierte Projekte auch vorschlugen. Er hätte nur die kleinste Bühne mit max. 150 Plätzen beherbergt. Den hölzernen Pavillon - die Box – würde ich da lassen, wo sie ist. Ich finde diesen unkomplizierten Spielort gut. Die Schwelle für Leute, die sonst nicht ins Stadttheater gingen, ist hier kleiner. Auf die obendrauf gesetzte mittlere Bühne könnte man so verzichten. Als Resultat würde der Grossteil des jetzigen Theaterplatzes erhalten bleiben, und die Jesuitenkirche hätte mehr Licht.

 

vorgeschlagene Anordnung

Das Ziel der Umgestaltung

Beibehalten wird vom bisherigen Projekt:

  • Dass es wegen den unzumutbaren beengten Platzverhältnissen in Orchestergraben, Garderoben, Schneiderei usw. und dem baupolizeilich grenzwertigen Zustand des alten Gebäudes einen Neubau dringend braucht.

  • Räume für ein vielfältiges Angebot von Darbietungen für ein breites Publikum

  • Ein Ort, wo sich Theaterbesucher, Stadtbewohner und Touristen begegnen und wohlfühlen.

Die geleistete Vorarbeit kann zum Teil übernommen werden.

Zusätzlich sollen folgende Bedürfnisse erfüllt werden:

  • durch ein bescheideneres Projekt sollen die Baukosten gesenkt werden.
  • Der Raum zwischen Jesuitenkirche und Theaterstrasse soll weniger vollgepfercht werden.

  • Die angesetzten zwei vollen Jahre für Planung! und die Dauer für den Neubau sollen durch die Verkleinerung des Projekts verkürzt werden.

Das berechtigte Bedürfnis nach einem modernen und tadellos funktionierenden Theatergebäude und der Bevölkerungswunsch nach bescheideneren Ausmassen des Neubaus lässt sich meines Erachtens gut kombinieren

Die grosse Bühne inklusiv Bühnenturm und vorgelagerten Räumen für Bühnentechnik/Künstlergarderoben bleibt bestehen.

Dachterrasse

Die Funktion des Theaterplatzes könnte man zudem ergänzen mit einer grosszügigen, öffentlich zugänglichen Terrasse auf dem Dach des Theaters – da hätten wir erst noch deutlich mehr Sonne und eine prächtige Sicht auf die Altstadt. Ein Teil der Terrasse wäre gedeckt, darin ein Café, um auch bei Schlechtwetter attraktiv zu sein.

Die Dachterrasse stünde während der Sommerpause (Juli, August) voll der Öffentlichkeit zur Verfügung. Während der Spielzeit wären Abends und am Wochenende zum Zeitpunkt der Aufführungen ein Teil der Plätze reserviert für die Theaterbesucher. Hier wäre also auch die Theaterlounge, und damit der Begegnungsort zwischen Theaterbesuchern und andern Stadtbewohnern oder Touristen.

Dachcafé

So könnte zum Beispiel der überdachte Teil der Dachterrasse aussehen.

Ich denke, schon die Aussicht und das Terrassencafé wären Anziehungspunkte. Ein weitere möglicher Anziehungspunkt wäre: unten im Theatersaal wird ja live etwas dargeboten, in wohltuender Weise mal nicht digital auf dem Bildschirm. Wenn unten analog gespielt wird, könnte man ja auch oben analog spielen: zwei Gartenschach, ev. auch internationale Spiele wie das japanische Go usw. Auch drinnen könnten Brettspiele zur Verfügung stehen, ev. in Zusammenarbeit mit dem Gameorama? Auf eine friedliche Partie, z.B. mit einem Touristen, würde ich mich freuen.

https://de.freepik.com/search?format=search&last_filter=selection&last_value=1&query=Dachrestaurant&selection=1&type=photo

Fassade / Thema Lichtwolke

Bei den obigen Darstellungen ging es nur um die Verteilung der Räume. Wie die Fassaden gestaltet werden, ist offen – mit einer Ausnahme: Für die reussseitige Fassade des Bühnenturms habe ich folgenden Plan:

Wenn ich die Proportionen einigermassen korrekt erfasst habe, läuft der Rathaussteg jetzt direkt mittig auf den Bühnenturm zu.

Hinter dem Nordende des Stegs sieht man die Rathaustreppe zum Kornmarkt hochführen.

Ich würde nun an der sonst langweiligen Fassade des Bühnenturms eine Art architektonische Illusionsdarstellung (s.u.) anbringen, als ob auch beim Südende des Rathausstegs eine breite Treppe in den Bühnenturm hineinführen würde. Und die sozusagen zu einem offenen Durchgang führt, der den Durchblick in eine andere Gegend freigibt. Dort ist ein Bild angebracht, das zum Thema "Lichtwolke" passt. Als Beispiel siehe Bild links

Treppe:

Di holachetumal, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=53022297

Foto einer nordchilenischen Vulkan-Landschaft:

Diego Delso, delso.photo, License CC BY-SA

Der Bühnenturm mit Durchblick in eine gute Zukunft wäre dann auch ein friedlicheres Gegenstück zum nahegelegenen Wasserturm, der früher  der militärischen Verteidigung diente, zeitweise sogar als Gefängnis.

Das obige Bildbeispiel ist überhaupt nicht perfekt, sondern soll nur die Absicht zeigen. Es müsste eine andere Treppe sein, die Proportionen stimmen nicht usw. Wichtig wäre mir: es soll sich beim Durchblick im weiteren Sinne um einen Durchblick in die Zukunft handeln, also dahin, wo wir als Luzerner/innen, als Schweizer/innen, als Weltbevölkerung hin wollen.

Das Bild ist auswechselbar, und kann alle paar Jahre von jemand anderem gestaltet werden: von Künstlern, Fotografen, oder von den Schülern eines Luzerner Schulhauses, oder einer Klasse der Hochschule für Gestaltung etc. Das würde das Interesse daran wachhalten und Verbindungen zur Bevölkerung schaffen.

Anmerkungen

Standort

Ich sehe keinen Bedarf, jetzt einen andern Standort zu suchen. Die grosse Bühne und die Box haben ja gut Platz hier. Das Projekt ist m.E. eher daran gescheitert, dass man das Raumvolumen des alten Theatergebäudes für Sachen brauchte, die nicht dringend notwendig sind: eine verschwenderisch grosse Lounge und ein ebenso grosses Restaurant, sowie das üppige Treppenhaus gegenüber dem Restaurant Ente.

Auch dass man den Spielort UG aus dem Stadthaus hierher verpflanzt, ist nicht zwingend. Dies alles hat das Raumvolumen des Neubaus für viele zu gross gemacht.

Das alte Theater abreissen und dann ein leerer Platz oder womöglich Büro- und Wohngebäude aufstellen scheint mir ebenso nicht zielführend.

 

Lichtwolke

Das Thema Lichtwolke könnte man im Theaterinneren weiterführen mit Beleuchtung in Form von Wolken. Vielleicht könnten Bühnenbildner des Theaters diese Lampen sogar selber fabrizieren – wäre günstiger als die Preise der Beleuchtungsindustrie.

Ich fantasiere mal einfach - ohne es überprüft zu haben: drei Grössen aufblasbare Wolken, ein Trennmittel darauf, und mit einem passenden Polyesterharz die durchscheinende Hülle der Wolke herstellen, dann die Lampenfassungen installieren? Wenn das einfach (und ungiftig) möglich ist, dann könnten ev. sogar Schulklassen mitmachen – und anhand eines diskret angebrachten Zeichens später „ihre“ Lampe wiederfinden im Theater.

Zur am Bühnenturm angebrachten illusionistischen Darstellung einer Treppe: am dauerhaftesten wäre, das mit entsprechend zugeschnittenen aufgeklebten Steinplatten zu machen, die verschiedene Hell-Dunkeltöne haben. Das wäre ein gewisser Aufwand, aber witterungs- und sprayer-beständiger als eine gemalte Treppenillusion.

Zweck eines Theaters ist ja, etwas beizutragen zu einer guten, warmherzigen Lebensqualität der Bevölkerung: Denkanstösse, ein begeisterndes optisches und musikalisches Erlebnis, oder gute Unterhaltung. Und dies nicht digital, sondern verbunden mit Gemeinschaftserlebnissen, die uns gut tun. Mein Wunsch wäre, dass das Thema "Lichtwolke" auch für die Auswahl der Aufführungen ein Ratgeber wäre.

 

Fensterfronten und Vordächer

Die im Projekt "überall" geplanten 3 Fensterfronten hätten 2mal im Jahr aussen mit Hebebühnen gereinigt werden müssen. Eine Kostenschätzung dafür konnte mir die Reinigungsfirma nicht geben. Denn dafür müssten zuerst diverse Bewilligungen eingeholt werden, weil die Hebebühne im Passantenbereich stehen würde und Absperrungen nötig wären. Man müsse auch abklären, welche Reinigungsmittel möglich wären wegen der Nähe zur Reuss. Hebebühnen, die bis zum oberen Rand der mittleren Bühne reichen und die Arbeit,  das wäre teuer geworden.

Innen müssten diese Fensterflächen alle 3-5 Jahre am Seil gereinigt werden. Kostenpunkt für die mittlere Bühne (links im Bild), die oberen Fenster des Treppenturms beim Restaurant Ente, und die dortigen Fenster aussen im engen Zwischenraum zwischen Treppenturm und altem Theaterbau, wo die Hebebühne nicht hinkommt: ca. 10'600.- Dafür müsste es jedoch einen Zugang auf Höhe Dach geben, und alle 80 Zentimeter einen Haken an einer soliden Metallkonstruktion, um das Seil einhängen zu können. Davon ist nichts zu sehen bei der mittleren Bühne links zum Beispiel.

Anja Meier sagte beim Podiumsgespräch in der Kornschütte, sie sei erschrocken, als sie sah, wie tiefe Löhne einige Theatermitarbeitende haben. Auch aus einer andern Quelle hörte ich, dass einige Theaterleute zu Recht unzufrieden sind mit ihren Löhnen. Dieser Umstand stellt solche im Unterhalt aufwendigen Fensterfronten völlig in Frage. Aus ethischen Gründen muss man diese meines Erachtens durch günstigere Varianten ersetzen. Man kann nicht auf der einen Seite miese Löhne haben und auf der andern Seite teures Gebäude-Design.

Ich habe von zwei Quellen gehört, dass die Mitarbeitenden des Architekturbüro Ilg Santer die Innenräume im Austausch mit den Theaterleuten sehr gut an die komplexen Abläufe in einem Theater angepasst haben. Dann sollte es ihnen doch auch möglich sein, ansprechende, frische Fassaden zu gestalten ohne Elemente, die unpraktisch und teuer im Unterhalt sind. Ich würde auch Vordächer begrüssen. Sie sind ein bewährtes Mittel, um die Lebensdauer einer Fassade zu verlängern und unnötige Kosten zu sparen. Es gibt davon sicher Formen, die sich in ein modernes Gebäude gut einfügen. Es muss ja nicht gerade ein so grosses Vordach wie beim KKL sein.

 

Ebenerdiges Parterre?

Leider muss man davon ausgehen, dass die Frage nicht ist, ob die Reuss wieder einmal über die Ufer treten wird, sondern nur wann. Ein ebenerdiges Parterre des Theaters finde ich von daher ein Risiko. Zum Beispiel wenn die kostspielige Hebetechnik unter den Zuschauerrängen des grossen Saals einmal unter Wasser stehen sollte.

Deshalb würde ich den ganzen Theaterbau auf einen vielleicht 90 cm hohen Sockel stellen. Ich glaube nicht, dass die 5 Treppenstufen ein Hindernis wären für die Bevölkerung, einzutreten.

ein menschenfreundliches Theater

Die 7. Internationale Architektur-Biennale Venedig vom Jahr 2000 hatte den Titel „Less aesthetics, more ethics“. Frei übersetzt: Weniger Design, mehr mitmenschliche Verantwortung. Ich bin klar dafür, dass ein Gebäude von den Formen, Farben und verwendeten Materialien her innen und aussen angenehm wirken soll. Luxuriöses oder auffallendes, „verrücktes“ Design finde ich kein Lichtblick, vor allem, wenn es ins Geld geht. Dafür hat es ein paar Internetsekunden von hier weg zu viel Not – im Libanon, wahrscheinlich immer noch im Süden von Madagaskar usw.

 

Ich bin überzeugt, dass man auch mit einem kleineren Budget etwas Gutes erreichen kann. Es könnte ja das Ziel sein, in Luzern das menschenfreundlichste Theater zu schaffen. Ohne ein paar Sachen, die "nice-to-have" gewesen wären, dafür mit Schwergewicht auf einem herzerwärmenden oder auch nachdenklich machenden Programm für alle – wie das bereits geplant ist -, mit vernünftigen Löhnen für alle Theatermitarbeiter/innen, mit einer freundlichen Atmosphäre.

Theaterbox

So wie der Entwurf oben ist, wäre die Gebäudeseite Richtung Jesuitenkirche etwas zu schroff senkrecht. Dies könnte abgemildert werden mit einem an die Fassade angelehnten, halboffenen Treppenhaus, das direkt auf die Dachterrasse führt. Ein überdachter Theatereingang und ev. 4m ab Boden eine gedeckte Holz-Passerelle vom Hauptgebäude zur Theaterbox wären eventuell auch gut (damit die Darsteller bei schlechtem Wetter trockenen Fusses zur Box hinübergelangen).

Die Box würde flexibel halten, auch wenn sie nicht alle Wünsche erfüllt. Würden die Zuschauerzahlen explodieren, könnte man an seiner Stelle ev. einen umfangreicheren Pavillon hinstellen. Wenn es in die andere Richtung geht, könnte man die Box entfernen.

absenkbare Zuschauerränge

Einfach eine Idee, falls das ebenso gut dienen würde wie eine komplett absenkbare Zuschauertribüne: man könnte ja die ersten 5 Zuschauerränge voll absenkbar machen zu einer Fläche mit der Bühne. Von den restlichen 12 Rängen könnte man je 6 auf eine Ebene manövrierbar machen, so dass 3 treppenartige Niveaus im Saal entstehen.

Dann hätten die Leute auf den oberen Niveaus Sicht nach vorne, und es würde den Aufwand minimieren, z.B. bei den nötigen Ausgängen für die Zuschauer auf den verschiedenen Höhen und bei der Hebetechnik. Aber ich würde es voll verstehen, wenn die Theaterschaffenden da nicht auch noch Abstriche machen möchten.

Urheberfragen

Ich habe hier Elemente des Projekts „überall“ genommen und umgeordnet oder weiterentwickelt. Das Projekt „überall“ und die entsprechenden Bilder auf der Homepage stadtluzern.ch werden nun ja so nicht ausgeführt. Wenn das Projekt überhaupt weiterverfolgt werden soll, sind Änderungen nötig. Daher nehme ich an, mein Vorgehen ist so ok.

Mein eigener dazukommender Beitrag ist das Thema „Lichtwolke“ und die Gestaltung der reussseitigen Fassade des Bühnenturms, ev. die Idee der öffentlichen grossen Dachterrasse. Diese 2-3 Elemente betrachte ich als geistiges Eigentum. Falls daran Interesse bestehen würde, erwarte ich, dass man mit mir Kontakt aufnimmt und mit mir eine Entschädigung vereinbart.

Dies alles sind kreative Vorschläge, wobei ich nicht Architekt oder etwas ähnliches bin, sondern pensionierter Lehrer. Ob etwas davon praktikabel ist, müssen Personen mit entsprechender Erfahrung beurteilen. Wenn es nicht dienen sollte, dann habe ich als Bürger wenigstens den Aufwand betrieben, meine Sicht einzubringen.

 

Kontaktformular

Gerne lese ich Ihre Meinung, auch wenn ich aus Zeitgründen nur einzelnen antworten kann.

theater-plan-b.ch

Josef Amrein

Luzern